Wuppertal Bewegung: Bürokraten-Posse um 200 Meter Nordbahntrasse

Ein geplanter Arbeitseinsatz an der Nordbahntrasse gefährdet womöglich die beantragte Förderung.

Wuppertal. Ehrenamt trifft auf Bürokratie: Wenn die Unterstützer der Wuppertal Bewegung zum ehrenamtlichen Arbeitseinsatz an die Nordbahntrasse ausrücken, gerät sogar Unkraut-Entfernen zum Event. Doch der Spaß könnte den Initiatoren sehr schnell vergehen, sollten sie den am 24. November geplanten Coup abblasen müssen. An jenem Samstag will die Wuppertal Bewegung nämlich das erste 200 Meter lange Teilstück am ehemaligen Bahnhof Wichlinghausen komplett als Rad- und Fußweg fertigstellen, damit sich die Wuppertaler schon mal ein Bild davon machen könnten, wie die zum Freizeitweg umgebaute Nordbahntrasse einmal aussehen wird. 1200 Quadratmeter müssen gepflastert und asphaltiert werden. "Das wird eine richtige Baustelle", prophezeit Carsten Gerhardt von der Wuppertal Bewegung. Womit Gerhardt bei seiner Planung nicht gerechnet hat, sind die Mühlen der Bürokratie. Weil das Nordbahntrassen-Projekt zum größten Teil aus öffentlichen Fördermitteln finanziert werden soll, muss die Bewegung sich jeden Handschlag auf der Trasse vom Regierungspräsidium genehmigen lassen. Dort wird geprüft, ob die eifrigen Ehrenamtlichen nicht schon mit dem Umbau anfangen, bevor die Förderung zugesagt ist. Einen "vorzeitigen Maßnahmenbeginn" nennen dies die Sachbearbeiter - und der darf nicht sein. Zwar liegt dem Regierungpräsidenten ein formaler Antrag der Stadt für den 24. November vor, in dem der Teilstück-Ausbau als "förderungsunschädlich" bezeichnet wird. Geprüft wird trotzdem. Und das kostet Zeit. Zeit, die Gerhardt und seine Unterstützer nicht haben. "Wir müssen Material für 40 000 Euro bestellen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen." Gerhardt versichert, dass auf den 200 Metern ausschließlich Spendengelder verbaut werden. "Das hat mit unserem Förderantrag gar nichts zu tun." Warten muss er trotzdem. "Wir machen die Vorschriften nicht", so ein Sprecher der Bezirksregierung. Ihm bleibt nichts übrig, als Gerhardt zu vertrösten - auf nächste Woche.

FALSCHER EIFER
Kommentar von Andreas Lukesch

Natürlich muss sich das Regierungspräsidium an die Vorschriften halten, auch wenn es um eine gute Sache geht. Die Posse um das 200-Meter-Trassenstück zeigt aber, wie riskant es ist, wenn Ehrenamt auf Bürokratie trifft. Die Wuppertal Bewegung macht nichts anderes, als ihr Projekt vermarkten. Die Nordbahntrasse lebt von der Begeisterung, die die Idee bei den Menschen weckt. Wenn diese Begeisterung durch amtlichen Regulierungseifer gebremst wird, darf niemand mehr ehrenamtliches Engagement einfordern. Aber das weiß der Regierungspräsident natürlich und wird den Einsatz am 24. November genehmigen.

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