Wuppertal Bewegung: Streit mit Stadt eskaliert

Die Nerven bei der Wuppertal Bewegung liegen blank. Gestern führte ein lange schwelender Konflikt zum Bruch im sogenannten Lenkungsausschuss.

Wuppertal. Erst die Fledermäuse, dann das Hickhack um die Gesellschafts-Gründung und jetzt auch noch das ewige Hin und Her mit den Gutachten: Für Carsten Gerhardt und Olaf Nagel von der Wuppertal Bewegung war am Freitag ein Punkt erreicht, an dem es einfach nicht mehr weiterging. Kurzentschlossen verließen sie am Vormittag den regelmäßig tagenden Lenkungsausschuss, in dem die wichtigsten Abstimmungen zwischen Stadt und Wuppertal Bewegung für den Umbau der Nordbahntrasse in einen Fuß- und Radweg getroffen werden. Zurück ließen sie unter anderem die verdutzten städtischen Spitzenvertreter, Baudezernent Frank Mayer und Kämmerer Johannes Slawig.

"Mit den Standards, die die Stadt setzt, kann das Projekt nicht realisiert werden", sagte Gerhardt im Anschluss der WZ. Seine Drohung fiel unmissverständlich aus. "Wenn das so umgesetzt werden muss, ist die Trasse für uns nicht zu finanzieren."

Der Ausstieg der Wuppertal Bewegung aus dem Wuppertaler Vorzeigeprojekt käme einem Supergau gleich. Dafür sind die Planungen schon zu weit, die Fördermillionen aus dem Städtebauministerium bereits zugesagt, die Sponsorengelder eingeworben, die Verhandlungen mit der Bahn abgeschlossen. Dazu kommen unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden, die bereits geleistet wurden, um die Trasse freizuräumen. Ein Zurück kann es also kaum noch geben - und wird es auch nicht. Das versicherte zumindest Slawig auf WZ-Nachfrage: "Das Projekt ist nicht gefährdet."

Unabhängig vom Eklat will die Verwaltung am 30. März die politisch-rechtlichen Voraussetzungen für einen Umbaubeginn schaffen und dem Rat einen sogenannten Durchführungsbeschluss vorlegen. Das soll auf Grundlage eines Gutachtens geschehen, das von der Wuppertal Bewegung zwar mit initiiert wurde, im Ergebnis von ihr aber abgelehnt wird. Laut Gerhardt empfehle der Gutachter im Grunde eine Komplettsanierung der Tunnel: "In einem so schlechten Zustand sind die Bauwerke aber nicht." Die Wuppertal Bewegung habe gefordert, die Mauerwerke einzeln abzuklopfen und schadhafte Stellen zu markieren. Das sei nicht geschehen.

Slawig hingegen sieht keinen Grund, an dem Gutachten zu zweifeln, wenngleich er zugibt, dass das Ergebnis den Trassen-Umbau verteuern wird. "Dann müssen wir eben zusehen, wie wir die Kosten an anderer Stelle einsparen können." Die Differenz zwischen Sanierung und Ausbesserung schätzt er auf eine Million Euro.

Bei den Gutachtern handele es sich um ein qualifiziertes Planungsbüro, das auf Wunsch der Wuppertal Bewegung beauftragt worden sei, so Slawig. Für ihn sei allein die Rechts- und Kostensicherheit entscheidend. Dem pflichtet Oberbürgermeister Peter Jung bei: "Wir tragen die Verantwortung. Deshalb muss die Planung wasserdicht sein."

Gerhardt spricht hingegen von einer ausufernden "Gutachteritis". Noch gut in Erinnerung ist der Ärger um die Fledermaus-Gutachten. Auch um die Tunnel und Viadukte gab es bereits Auseinandersetzungen. Im Sommer vergangenen Jahres war ein Gutachten von den in der Wuppertal Bewegung engagierten Ingenieuren nicht akzeptiert worden. Auch dabei ging es um die Kosten für Sanierung und Instandsetzung. Konsequenz war die aktuelle, ebenfalls umstrittene Schätzung.

Wie es jetzt weitergeht, konnte Gerhardt am Freitag noch nicht sagen. "Ich weiß nur, dass wir so nicht zusammenarbeiten können."

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