Wuppertaler sollte 10.000 Euro für Rückflug aus Japan zahlen

Der 26-Jährige wollte seine Forschungsreise nach dem Atomunfall sofort abbrechen — doch das war gar nicht so einfach.

Wuppertal. Jan-Moritz Koenen hängt noch immer zwischen den Welten. Zwar ist er am Sonntagabend schon in seiner Heimatstadt Wuppertal angekommen, in Gedanken aber ist er noch in Japan. Dort wollte der 26-Jährige eigentlich drei Monate lang für seine Doktorarbeit forschen.

Am 1. März war er an der Universität in Yokohama, etwa 30 Kilometer von Tokio entfernt, angekommen. Das Beben erlebte der Diplom-Chemiker im Universitätslabor. „Die Japaner sind dermaßen ruhig geblieben, dass ich mir zunächst gar keine Sorgen gemacht habe“, berichtet er.

Am Tag darauf machte er sogar einen Stadtrundgang durch Yokohama. „Da ich kein Japanisch verstehe und mein Handy nicht eingeschaltet war, habe ich von der ersten Explosion im Atomkraftwerk Fukushima nichts mitbekommen“, erinnert er sich und wirkt am Wohnzimmertisch in Wuppertal-Vohwinkel noch immer ungläubig.

Erst später, als er sein Handy kurz anschaltete, sah er die vielen Nachrichten von Freunden und Verwandten. „Mein Bruder bat mich, sofort nach Hause zu kommen. Daraufhin habe ich mich erst einmal über deutsche Medien im Internet informiert.“

Nach Hause kommen — das klang zunächst einfacher als gedacht. „Die Lufthansa hat mir mitgeteilt, dass ich für 10.000 Euro noch ein Ticket für die Businessklasse bekommen könnte“, sagt er.

Koenen konnte nicht glauben, was er da hörte, schließlich hatte er für Hin- und Rückflug zusammen gerade einmal 900 Euro bezahlt. „Ich bin entsetzt, wie da mit der Angst der Leute spekuliert wird“, sagt er. Ein Lufthansa-Sprecher nennt auf Nachfrage keine konkreten Flugpreise, sagt aber: „Die Preise steigen mit der Nachfrage, das sind ganz normale Marktbewegungen.“

Koenen rief bei der deutschen Botschaft in Tokio an. „Es war immer besetzt. Auf eine E-Mail bekam ich nach zwei Tagen die Antwort, dass ich mich in eine Adressliste eintragen könnte. Sollte evakuiert werden, könne man mich abholen.“ Beim Auswärtigen Amt in Deutschland hatte er nach 30 Minuten in der Warteschleife einen Gesprächspartner. „Dort wurde mir gesagt, dass es nicht Aufgabe des Amtes sei, mir bei der Ausreise zu helfen“, sagt Koenen.

Eine Bekannte, die in einem Reisebüro arbeitet, besorgte dem Wuppertaler schließlich ein Flugticket für 3.000 Euro in der einfachen Economy-Klasse.

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