Wuppertals Partnerstädte (4): Sorge um Beer Sheva

Die Partnerschaft mit der Stadt in Israel besteht seit 37 Jahren.

Wuppertals Partnerstädte (4): Sorge um Beer Sheva
Foto: Gerlach/Nordmeyer

Wuppertal. Die Gefechte im Gaza-Streifen und die aktuelle Waffenruhe in Israel halten die ganze Welt in Atem. Einige Wuppertaler trifft die Meldung von neuen Opfern besonders: Die Mitglieder des Freundeskreises Beer Sheva. Seit 1977 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und der israelischen Stadt östlich des Gaza-Streifens. „Das war der erste richtige Vertrag einer größeren deutschen Stadt mit einer vergleichbar großen Stadt in Israel“, berichtet Arno Gerlach. Um den Austausch zwischen den Städten zu fördern, gründet der Wuppertaler 1983 den Freundeskreis. Seitdem ist er auch dessen Vorsitzender.

Wuppertals Partnerstädte (4): Sorge um Beer Sheva
Foto: Gerlach/Nordmeyer

Wuppertal ist in Beer Sheva die bekannteste Partnerstadt. „Abgesehen von den aktuellen Beeinträchtigungen läuft der Austausch sehr gut“, berichtet Gerlach. Jedes Jahr organisiert der Freundeskreis Gruppenreisen und Exkursionen mit verschiedenen Schwerpunkten. Auch Chöre wie die Kantorei Barmen-Gemarke und andere Gemeindegruppen haben die Stadt bereits besucht. Der Freundeskreis hat außerdem Kontakt zwischen drei Highschools aus Beer Sheva und dem Gymnasium Bayreuther Straße, der Gesamtschule Else Lasker-Schüler und der Gesamtschule Vohwinkel hergestellt.

In den ersten Jahren der Städtepartnerschaft gab es in Beer Sheva noch starke Vorbehalte gegenüber den Deutschen. „Das hat sich geändert. Heute begegnen wir uns als Freunde, die sich nur kritisieren, wenn sie dem anderen helfen wollen“, sagt Gerlach, der bereits über 150 Mal in Israel war. Ein Erlebnis hat den 73-Jährigen besonders bewegt: An einer Hotelrezeption lernt er einen Holocaust-Überlebenden kennen, der zunächst nicht mit ihm sprechen will. Gerlach überzeugt ihn und nach einem längeren Gespräch nimmt der Mann ihn in die Arme und sagt: „Ich habe gerade meinen inneren Schwur gebrochen.“

Die Arbeit mit der Partnerstadt sei für Gerlach etwas ganz Besonderes. Fast täglich telefoniere er mit seinen israelischen Bekannten — vor allem jetzt. „Ich bin tieftraurig. Es gibt viele Tote zu beklagen“, erklärt Gerlach. Er sei dafür, dass Israel die Siedlungsbildung in der Westbank einstellt. Dass damit die Voraussetzungen für Friedensgespräche geschaffen wären, glaube er aber nicht. „Aber ich arbeite, solange ich lebe, für eine Verständigung aller Parteien“, erklärt er. Die nächste Reise ist im Oktober geplant. „Ich komme erst recht in Zeiten, in denen es meinen Freunden schlechtgeht“, sagt Gerlach.

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