WZ-Mobil: Theaterfans sorgen sich um das Schauspielhaus

Beim WZ-Mobil diskutiert die Kultur-Szene über das Spardiktat und seine Folgen für das Schauspielhaus.

Wuppertal. Während die Stadt kein Geld hat, um das sanierungsbedürftige Schauspielhaus auf Vordermann zu bringen und die Zukunft der einst ruhmreichen Spielstätte nach wie vor offen ist, sieht die Zukunft der Sparte ganz allgemein alles andere als rosig aus. Der Sparkurs wird ab der kommenden Saison sichtbare Folgen haben: Es wird weniger Zuschüsse, weniger Schauspieler, weniger Produktionen geben. Wie soll es weitergehen?

Diese Frage diskutierten Mitglieder der Kultur-Szene am Mittwoch beim WZ-Mobil am Schauspielhaus. Schauspieler Marco Wohlwend wundert sich, warum so wenig Mitstreiter zum WZ-Mobil gekommen sind: „Es wurden vor zwei Jahren 36.000 Unterschriften zum Erhalt des Schauspielhauses gesammelt. Wo sind die Leute? Wo ist die Theaterleitung? — Dann gibt es auch bald kein Theater mehr.“ Der Schauspieler wünscht sich mehr Unterstützung in der Öffentlichkeit. Seiner Erfahrung zufolge wissen viele Wuppertaler gar nicht, dass es im Schauspielhaus noch Aufführungen gibt. „Aber kein Wunder. Als Herr Jung vor drei oder zwei Jahren gesagt hat, ’Ich brauche kein Sprechtheater, ich gehe lieber in die Oper’, ist doch klar , dass das eine große Wirkung hat“, kritisiert der Schauspieler. „Was will man in einer Stadt, in der schon zu Beginn meine Arbeit zum Scheitern verurteilt ist?“

Dass Veränderungen bitter nötig sind — darin waren sich Theaterfans einig. „Warum veranstaltet man im Schauspielhaus nicht auch Kabarett-Abende? Oder organisiert im Foyer Wechselausstellungen von Wuppertaler Künstlern?“ Bildhauer Hans-Jürgen Hiby hat viele Ideen, vor allem aber auch einen Wunsch: „Das Schauspielhaus muss erhalten bleiben. Es ist eines der wenigen international vorzeigbaren Bauwerke in Wuppertal. Doch allein über das Schauspiel ist es wohl nicht zu retten.“

Weshalb Hiby für eine Kombination plädiert: Ginge es nach ihm, würde aus dem Haus ein Pina-Bausch-Zentrum, das Tanztheater, Bausch-Archiv, Schauspiel-Ensemble und Gastkünstler gemeinsam nutzen könnten. Eine Voraussetzung gäbe es allerdings: „Wenn sich das Schauspiel-Programm ein bisschen ändern und auch wieder ältere Zuschauer ansprechen würde, könnte man mehr Leute ins Haus holen.“

Aber die älteren Besucher geben sich auch offen für Neues: „Natürlich gibt es Aufführungen, die einem nicht gefallen. Aber mit dem Modernen muss man sich beschäftigen. Ich will ja auch nicht immer den ,Besuch der alten Dame’ sehen“, sagt die 80-jährige Dorothea Doss. „Auch vielen Älteren gefallen moderne und experimentelle Stücke“, fügt Wolfgang Richel hinzu. „Dafür ist Schauspiel-Intendant Christian von Treskow ja auch gekommen — damit er das junge Publikum anspricht. Und jetzt wird er dafür kritisiert“, ergänzt Erika Nippel.

„Ein Schauspiel fördert das Bewusstsein“, erklärt Elisabeth Alberts (85). „Aber so etwas Intellektuelles ist kaum noch gefragt“, ergänzt ihr Mann Rolf Alberts (78). Die beiden sind sich einig: „Es ist einfach unverständlich, wie man ein so kulturell wichtiges Gut verkommen lässt.“

„Das wirkt wie der erste Schritt, um es abrissreif zu machen“, sagt auch Hiby. Für Rosie Böhmelmann gibt es hingegen auch einen positiven Aspekt: „Dass wir das neue kleine Haus bekommen, ist eine tolle Sache. Auch wenn wir mit dem Schauspielhaus ein großes Opfer bringen müssen.“

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