Zeitreise vor dem ersten Schultag

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag? Die WZ hat sich umgehört.

Wuppertal. Luisa Simeit (6) hofft auf Sonnenschein am Dienstag. Dann kommt sie in die Ferdinand-Lasalle-Schule. Das graue Sommerröckchen und die braunen Ballerinas hat sie ausgesucht. "Das will ich anziehen", sagt das Kind bestimmt. Mutter Tanja Vath (35) wurde vor 29 Jahren nicht gefragt, ob sie Faltenrock und weiße Socken tragen wollte. "Ich musste das anziehen, habe aber protestiert." Hans Osterberg (62) trug am ersten Schultag weiß-blaue Strickstrümpfe, die entsetzlich kratzten. Doch auf dem alten Foto der Ausstellung "Der erste Schultag" lächelt er tapfer.

70 Jahre ist es her, dass Gisela Dürdodt eingeschult wurde. "In die katholische Mädchenschule", sagt sie. Einen Ranzen aus echtem Leder trug sie damals. "Wir waren 60 Kinder in der Klasse. Eine schöne Zeit", erzählt sie. Die Unterrichtsmethoden hätten sich sehr geändert. "Die Mengenlehre hat mich fast umgebracht", lacht die 76-Jährige im Nachhinein. Letztlich habe sie ihren Kindern und Enkeln doch bei den Hausaufgaben helfen können.

Schwester Ansfrieda, die im Kapellchen arbeitet, ist in Koblenz zur Schule gegangen. "Erst mit sieben Jahren", weiß sie. Lassen sie das Mädchen doch noch ein Jahr spielen, hatte der Arzt der Familie empfohlen. Eine Schultüte hatte Schwester Ansfrieda nicht. "Die Zeiten waren schlecht."

Luisa freut sich auf ihre Schultüte, die ihre Mutter passend zum Tornister gebastelt hat. Der Inhalt ist noch ein Geheimnis. Hans Osterberg hatte 1952 vor allem Äpfel und eine Tafel Schokolade in der Schultüte. Ein Nachbarskind hatte nichts. "Weder Schuhe, noch Schiefertafel", sagt Hans Osterberg. Seine Großmutter Maria half: Sie kaufte der kleinen Elisabeth Schuhe, besorgte eine Tafel und strickte einen Tafellappen. Luisa folgt den Erinnerungen der Älteren interessiert. "War das früher wirklich so?", will sie wissen. "Ja, sagt Hans Osterberg und deutet auf ein Foto Onkel August bei der Einschulung 1932 zeigt, seine Miene ist ernst.

"Als ich zur Schule kam, waren die Zeiten schon besser. Wir waren zwar 50 Kinder in der Klasse, aber unsere Lehrerin, Frau Lange, war sehr lieb. Sie lebt noch, ist jetzt Mitte 80. An sie hat Osterberg gute Erinnerungen. "Ich durfte in der ersten Bank sitzen. Vor dem Unterricht wurde gebetet, dann haben wir eine Geschichte gehört. Erst dann wurde gelernt."

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