Zwangsprostitution: Dreifacher Vater unter falschem Verdacht

Warum sich ein 43 Jahre alter Türke vor Gericht gegen den Vorwurf wehren musste, ein brutaler Zuhälter zu sein.

Wuppertal. Die Anklage ließ Schlimmes ahnen: Am 20. Oktober 2011 soll ein Türke (43) in der Wohnung einer etwa 20 Jahre jüngeren Frau erschienen sein und gedroht haben, sie zu verstümmeln, wenn sie nicht für ihn in einem Velberter Club als Prostituierte arbeitet. Weil er auch noch einen Landsmann mit einer meldepflichtigen Gaspistole bedroht haben soll, musste der 43-Jährige am Donnerstag auf der Anklagebank Platz nehmen.

Nachdem er dort seine Geschichte erzählt und das angebliche Opfer die Aussage verweigert hatte, um sich nicht selbst zu belasten, ließ das Gericht die Vorwürfe „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung“ und „Bedrohung“ fallen. Verurteilt wurde der Türke allein wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu einer Geldstrafe von 6500 Euro.

Zuvor hatte der Angeklagte bestritten, jemals die Wohnung des angeblichen Opfers betreten zu haben. Die Frau kenne er nur vom Sehen aus seinem Viertel in Vohwinkel. Die Frau hatte laut Gericht auch nicht selbst Anzeige erstattet. Das soll ein ebenfalls 20 Jahre jüngerer Nachbar des Angeklagten übernommen haben. Mit diesem jungen Mann habe er damals Streit gehabt.

Hintergrund: Der junge Mann und einer seiner Freunde hätten mehrfach bei ihm auf dem Grundstück Drogen an Jugendliche verkauft. Mehrfach habe er das Duo aufgefordert, das zu lassen, sonst werde er die Eltern und die Polizei, die er seit mehr als 20 Jahren kennt, informieren.

Trotzdem sei der junge Mann erneut auf seinem Grundstück erschienen und habe ein Messer gezogen, als er ihn aufforderte zu verschwinden. Da habe er die Waffe aus seinem Werkstatttresor geholt und auf den jungen Mann gerichtet. Verletzt wurde dabei niemand.

Doch ein paar Tage später rückte die Kripo zur Hausdurchsuchung an und fand unter anderem die Gaspistole samt Munition, für die der 43-Jährige keinen Berechtigungsschein hatte (siehe Kasten oben). Dann wurde der Polizei von jenem jungen Nachbarn die Geschichte mit der Zwangsprostitution erzählt. Der Angeklagte konnte allerdings glaubhaft versichern, dass er nicht nur verheirateter Vater dreier Töchter ist, sondern auch seit Jahren als gelernter Karosseriebauer tagtäglich im Schichtdienst bei einer bekannten Firma in Burscheid sein Geld verdient.

Am Donnerstag sagte der 43-Jährige vor Gericht, in seinem Viertel würden mittlerweile Lügen verbreitet, dass er einer der größten Zuhälter Wuppertals sei. Dafür sah auch das Amtsgericht keine Anhaltspunkte und beließ es bei der Verurteilung wegen unerlaubten Waffenbesitzes.

Ob die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen den jungen Nachbarn des 43-Jährigen Ermittlungen aufnimmt, blieb offen.

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