Effe will keinen mehr umgrätschen

Stefan Effenberg will Trainer werden. Und Matthias Sammer ist sein Fan und Förderer.

Hennef. Stefan Effenberg trägt einen Trainingsanzug des DFB und sitzt im Hennes-Weisweiler-Raum in der Sportschule Hennef. Auf dem Gang, der in diesen Raum führt, hängen Kunstwerke von den berühmten Toren der DFB-Geschichte. Gerd Müller 1974 gegen die Niederlande. Oliver Bierhoff gegen Tschechiens Torwart Petr Kouba 1996. Stefan Effenberg hängt dort nicht. Weil er nie einen Titel mit einer deutschen Nationalmannschaft gewonnen hat. Ob er als Trainer Titel gewinnen wird?

Eigentlich wollte er Sportdirektor in Gladbach werden, zwei Monate ist das her, aber jetzt sitzt das Alphatier auf der Schulbank und lässt sich zum Fußball-Lehrer ausbilden. „Ich muss mich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen“, sagt er trotzig. „Gladbach ist abgehakt.“ Jetzt will er Trainer werden.

„Der Matthias“, sagt er, „kennt meinen Plan.“ Matthias, das ist Matthias Sammer, einst Effenbergs Mitstreiter auf dem Rasen, heute DFB-Sportdirektor. Mit Effenberg lernen Ex-Profis wie Jörg Heinrich, Christian Wörns und Mehmet Scholl. Elf Monate lang drücken sie die Schulbank, zehn Stunden am Tag. „Der Trainer ist der Schlüssel“, sagt Sammer, der Traditionalist.

Die deutschen Tugenden werden ihm zu sehr zerredet, Erfahrung im Spitzenfußball scheint für einen Trainer heute mehr Makel denn Vorteil zu sein. Stattdessen hat der Typ Tuchel oder Dutt Einzug gehalten. Der so genannte Konzepttrainer. „Von denen, die wir heute loben, hat noch keiner einen Titel gewonnen“, sagt Sammer. Der DFB-Sportdirektor gerät in Fahrt, er ist gekommen, um eine Lanze für die Ex-Profis zu brechen. Weil sie wissen, wie es ist, Titel zu holen. Und Titel gehen Sammer über alles. Sammer wird immer lauter.

„Fußball spielen und lehren ist ein Unterschied. Aber wenn einer, der Titel gewonnen hat, heute lehren will, dann hat er einen Vorteil anderen gegenüber.“ Sammer hasst Niederlagen, er hasst „Marke und Image“, aber er mag deutsche Tugenden. „Ich glaube nicht, dass wir Spanien schon bald schlagen, weil wir sie ausgespielt haben.“ Trotzdem sei Spanien auch Vorbild: „Iniesta, Xavi, alle die gleiche Frisur, bescheiden, demütig.“ So mag er es. Und so predigt er es. „Egal, was andere über mich denken.“

Effenberg nickt. Die beiden verstehen sich, sie schätzen aneinander ihre Zielstrebigkeit. Was Effenberg denn für eine Art Trainer zu werden glaube, fragt einer. „Lassen Sie sich überraschen. Ich werde nicht mehr so sein, wie ich als Spieler war“, sagt er und holt noch einmal Luft: „Ich kann dann ja keinen mehr umgrätschen.“

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