Theaterfest gegen das Theater

Die neue Schau zeigt, wie sich die Malerschule mit dem Schauspiel von Immermann und Derossi kritisch beschäftigt.

Düsseldorf. Der Maler Wilhelm Camphausen ist bekannt für seine riesigen Historiengemälde. Dass er nicht nur die preußische Geschichte auf die Leinwand bannte, sondern sich auch als Lithograph und Karikaturist betätigte, dürfte weniger bekannt sein. Im Rahmen der Ausstellung „Zwischen Krähwinkel und Kunstanstalt“ wird im Theatermuseum nun diese Seite Camphausens und anderer Künstler der Düsseldorfer Malerschule beleuchtet.

„Krähwinkel“ ist seit Jean Paul ein Synonym für tiefste Provinz, Und provinziell mutet es an, wenn ein Männlein die Rolle des Don Carlos für sich beansprucht, nur weil es seidene Strumpfhosen besitzt, wie es Camphausen in den Düsseldorfer Monatsheften von 1848 mit spitzer Feder aufgespießt hat.

Da war die Düsseldorfer Theaterreform, mit der Karl Leberecht Immermann von 1834 bis 1837 die Düsseldorfer Bühne zur Kulturanstalt erheben wollte, schon wieder Geschichte. Seine von Kritikern gelobte Musterbühne ging pleite, Immermanns Gegenspieler Josef Derossi sorgte dagegen mit opulenten Opernaufführungen, die den Düsseldorfern mehr lagen als Immermanns literarisches Sprechtheater, für volle Kassen.

Mit dem Ende des strengen Immermann’schen Regiments, der ein mittelmäßiges Ensemble zu großen Kunstleistungen angespornt hatte, scheint aber auch der alte Schlendrian wieder in Düsseldorf eingezogen zu sein. So war es Usus, dass der Schauspieler eine Rolle bekam, der das passende Kostüm dafür hatte.

Bildmaterial aus dieser Zeit ist rar, am ehesten helfen die Lithographien aus dem Düsseldorfer Arnz-Verlag weiter, die in der Schau zu sehen sind. In zwei Phasen war dieses Haus eng mit der Düsseldorfer Künstlerschaft und dem Theater verbunden: in der Gründungsphase des Verlags und ab Mitte der 1840er Jahre, als die Arnz-Töchter Künstler heirateten. Und diese nutzten die vom Schwiegervater herausgegebenen „Düsseldorfer Monatshefte“ zur Kritik am Düsseldorfer Theaterwesen. Für sie wurde der neu gegründete Malkastenverein mit rauschenden Theaterfesten einer Art Gegentheater.

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